Alles ist gleich: Kartonsorte, Grammatur, Druckverfahren, Veredelung. Und trotzdem fühlt sich die neue Visitenkarte weniger steif an als eine zuvor gelieferte. Woran kann das liegen? Das Zauberwort heißt: Laufrichtung.
Wie steif oder weich eine Visitenkarte ist, ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Normalerweise gilt: je steifer, desto besser. Schnell fällt es auch einem Laien negativ auf, wenn eine Karte bei leichtem Verbiegen auffallend wenig Widerstand leistet.
Doch nicht immer ist die Kartonsorte schuld, wenn Visitenkarten zu weich wirken. Manchmal ist es schlicht und einfach die sogenannte Laufrichtung, die so gut wie jedes industriell hergestellte Papier hat. Ganz kurz gesagt: Es macht, bei ein und demselben Karton, einen Unterschied, ob ein Kärtchen hoch- oder querformatig auf einem Druckbogen platziert wurde.
Wie ist das möglich? Sehen wir uns die Sache doch etwas genauer an:
Wie die Laufrichtung entsteht
Karton für Visitenkarten wird, wie fast jedes andere Papier, in großen Rollen produziert. Die Fasern, aus denen das Papier besteht, richten sich dabei immer längs zur Papierbahn aus:
Was ist Schmalbahn, was ist Breitbahn?
Von der endlosen Papierbahn werden dann einzelne Teile ab- bzw. herausgeschnitten (und nach dem Drucken meistens nochmals zerteilt). Je nach dem Seitenverhältnis erhält man schließlich Bögen bzw. Karten in unterschiedlicher Laufrichtung (die Darstellung der Fasern ist hier stark vergrößert und vereinfacht):
„Schmalbahn“ – mit den Fasern parallel zur langen Seite ….
… oder „Breitbahn“ – mit den Fasern parallel zur kurzen Seite:
Nun kann man sich leicht vorstellen, dass sich die Bögen bzw. Karten unterschiedlich leicht biegen lassen: Schmalbahn-Karten sind steifer, weil die Fasern gebogen werden und, wenn sie nicht geknickt werden, von Natur aus wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren.
Breitbahn-Karten leisten weniger Widerstand, denn hier wird das Paper quasi parallel zur Faserrichtung „aufgerollt“ – dagegen wehrt es sich nur halbherzig, und es entsteht auch schneller ein permanenter Knick.
Reiß- und Wasserprobe
Welche Laufrichtung ein Karton hat, lässt sich übrigens auch durch vorsichtiges Zerreißen testen: Ein Riss längs zur Laufrichtung ist relativ gerade, ein Riss quer zur Laufrichtung unregelmäßiger. Und noch einen Test gibt es: Nass machen! Ein feuchter Karton wellt sich immer parallel zur Laufrichtung.
Immer die gleiche Richtung
Gerade bei Visitenkarten ist es also äußerst wichtig, immer die gleiche Laufrichtung des Papiers einzuhalten – das sollte eigentlich selbstverständlich sein (so wie bei prinux :-)). Bei manchen Kartonsorten lässt sich damit sogar einiges an Gewicht sparen: Ein 250g-Karton in Schmalbahn-Produktion wirkt oft gleich steif wie ein 300g- oder 350g-Karton in Breitbahn.
Doch warum gibt es dennoch Fälle, in denen Druckereien das Thema nicht genügend beachten oder gar Schmal- und Breitbahn mischen? Das kann einfach ein Versehen sein – oder falsche Sparsamkeit: Denn manchmal passen bei Sammelproduktionen mehr Karten auf einen Bogen, wenn man die Anordnung um 90 Grad dreht …