Professionelle Visitenkarten haben gut auszusehen und müssen perfekt gedruckt sein – soweit, so selbstverständlich. Aber Schönheit allein genügt nicht. Es gibt einige Dos and Don’ts, die Sie aus wirklich gute Gründen ignorieren sollten. Hier sind 15 Gestaltungstipps, basierend auf altbewährten Regeln und aktuellen Trends.
1. Der Inhalt: Was auf jede Firmen-Visitenkarte gehört
Genügen heutzutage nicht einfach Firmenname, Name, E-Mail- und Webadresse und vielleicht die Handynummer? Den Rest kann der Empfänger ja jederzeit online ausfindig machen … Ja, kann er schon, Aber genau diese Mühe sollte man ihm ersparen. Und es wirkt schon ein wenig arrogant, wenn Sie signalisieren: „Wenn Sie Genaueres über mich wissen wollen, suchen Sie doch gefälligst selbst danach.“ Außerdem: Je weniger Information auf der Karte seht, desto weniger Ansätze für Anknüpfungspunkte liefern Sie dem Gegenüber, und damit auch Gelegenheiten zum Gespräch oder Anreize zur Kontaktaufnahme. Fehlt zum Beispiel die Adresse auf der Visitenkarte, kann niemand auf den ersten Blick erkennen, dass Sie vielleicht eine Art Nachbar sind – und Nähe ist für gar nicht so wenige Geschäfte eine gute Grundlage. Auch Festnetznummern sind, selbst wenn sie immer seltener verwendet werden, ein vertrauenserweckendes Detail. Wenig bekannte Unternehmen sollten bereits auf der Visitenkarte einen Hinweis liefern, was sie eigentlich tun bzw. anbieten – eine wichtige Gedächtnisstütze, für potenzielle Kunden. Den Platz für die Faxnummern können Sie sich jedoch sparen – oder wann haben denn Sie zuletzt ein Fax versendet? Social-Media-Links können, müssen aber nicht sein. Zu viel davon wirken eher bemüht modern.
Somit ergibt sich folgendes „Pflichtprogramm“:
- Firmenname (wenn vorhanden, natürlich inklusive Logo)
- Unternehmensgegenstand oder Claim (vor allem, wenn Ihr Unternehmen noch nicht besonders bekannt ist)
- Vorname
- Name
- Akademische(r) Titel (entsprechend den landesüblichen Gebräuchen)
- Funktion
- Web
- Adresse
- Festnetznummer
- Mobilnummer
2. Die Gewichtung: Wohin soll der Blick als erstes fallen?
Wie bei jedem Druckprodukt, sollte das Auge des Lesers auch auf der Visitenkarte ohne Mühe zur wichtigsten Information gelangen – und das ist in diesem Fall natürlich der Name. Er sollte also entweder durch eine prominente Position oder eine typografische Hervorhebung sofort auffallen. Bei sehr dezenten Designs fällt dieser Aspekt manchmal unter den Tisch. Wie stark der Name hervorgehoben wird, kann auch ein bewusstes Signal sein. Unternehmen, die die Persönlichkeiten ihrer Mitarbeiter besonders in den Vordergrund stellen wollen, setzen die Namen oft auch besonders groß auf die Karten.
Hier sehen Sie gleich, ob die Person oder das Unternehmen im Vordergrund steht:
3. Das Format: Die De-facto-Norm
Das Scheckkartenformat (85 x 54 mm) hat sich in Europa als Standard durchgesetzt, auch wenn es – oh Wunder – keine offizielle EU- oder sonstige Norm für Visitenkarten gibt. Visitenkartenetuis, Geldtaschenfächer und sonstige Kartenbehältnisse sind auch auf dieses Format abgestimmt, und deshalb macht es wenig Sinn, grob davon abzuweichen. Ist Ihre Karte deutlich größer als eine Scheckkarte, passt sie in keine Ablage. Die Gefahr, dass Ihre ach-so-kreative Visitenkarten verloren geht, wächst. Und ist sie deutlich kleiner, wirkt sie vielleicht eher mickrig. Allenfalls das in den USA gängige Format von 89 x 51 mm ist überlegenswert – es passt noch in die meisten Hüllen und wirkt etwas schlanker.
Ob hoch oder quer besser passt, hängt vom Logo und generell vom Corporate Design des Unternehmens ab: Ein langgezogener Schriftzug wird sich auf einer hochformatigen Karte nur klitzeklein abbilden lassen und umgekehrt. Gegen hochformatige Karten sprechen sonst höchstens noch extralange E-Mail- Adressen oder Webadressen, die dann schwer in einer Zeile unterzubringen sind.
4. Die Ränder: Toleranz gehört dazu
Gute Druckereien schneiden Visitenkarten zwar exakt, aber dennoch kann es in Einzelfällen zu kleinen Toleranzen kommen. Designs, die z. B. einen 2 mm dicken Rand an den Außenkanten vorsehen, sind daher nicht ideal. Wenn der Schnitt auch nur einen halben Millimeter verschoben ist, ist der Rahmen optisch daneben. Links das gewünschte Design, rechts der ungewollte Effekt:
Also: Wenn schon Rahmen, dann bitte gleich so dick, dass kleine Schwankungen nicht auffallen.
Übrigens: Auch Text, der bis exakt zur Kartenkante reicht, ist – ebenfalls wegen eventueller Schnitttoleranzen – nicht zu empfehlen, das gleiche gilt für Logos, die genau an der Kante stehen sollen und keine Beschnittzugabe haben (d. h. nicht angeschnitten werden dürfen).
5. Die Achsen: Genau ausrichten – oder gar nicht
Das menschliche Auge liebt Übereinstimmungen und Kontraste – und es hasst unklare Verhältnisse. Daher sollten Textblöcke und Zeilen entweder exakt aneinander ausgerichtet sein oder gar nicht. Designs, bei denen man nicht so recht weiß, ob eine Abweichung gewollt oder einfach nur Schlampigkeit im Spiel war, sind daher nicht zu empfehlen. Layouts mit variablen Textmengen, die dann z. B. in einer Web-to-print-System ausgewählt werden, sind hier besonders gefährdet. Daher: Alle Möglichkeiten durchprobieren.
6. Die Schriftarten: Zwei bis drei sind genug
Namen sollen hervorstechen – siehe oben. Und diese Sonderstellung erfordert oft auch eine besondere Schriftart oder -größe. Und vielleicht gilt das auch noch für den Firmennamen. Aber das sollte es dann auch schon gewesen sein mit der typografischen Vielfalt – denn mehr als drei verschiedene Stile sollten Sie auf eine Visitenkarte nicht benutzen. Also z. B. Myriad Bold 9 Punkt für den Namen, Myriad Bold 7,5 Punkt für die Unternehmensbezeichnung und Myriad Light 7,5 Punkt für alle übrigen Texte.
Links die schlichte Variante, die mit zwei Stilen auskommt, rechts die schon sehr unruhige Version mit vier Stilen:
Die Schriftart selbst sollte möglichst mit dem Logo harmonieren oder einen starken Kontrast dazu bilden. Verwendet das Logo z. B. Titillium, sollte der Text auf der Visitenkarte ebenfalls in Titillium oder gleich in einer deutlich kontrastierenden Serifenschrift wie z. B. Source Serif gesetzt sein, keinesfalls aber in einer ähnlichen Schrift.
Links die Serifenschrift als Kontrast, rechts die der Logoschrift zu ähnliche Open Sans:
7. Die Schriftgrößen: Nur nicht zu klein
Die meisten Texte auf Visitenkarten sind in Größen von 7 bis 9 Punkt gesetzt – doch das hilft in der Praxis wenig weiter. Denn je nach Schrifttyp kann ein 7-Punkt-Text noch gut oder gar nicht mehr lesbar sein. Testen ist also unerlässlich, und dazu laden Sie am besten auch Menschen ab 50 ein (mit und ohne Brille). Denn nichts ist ärgerlicher als eine schlecht lesbare Telefonnummer. Denken Sie dabei nicht nur an ganzzahlige Werte: Oft wirkt schon 1/2 Punkt mehr wahre Wunder, ohne die Eleganz zu zerstören. Variieren Sie auch die Schnitte innerhalb einer Schriftfamilie: So ist z. B. die Light-Variante in kleinen Größen manchmal besser lesbar als die Extralight. Kursiv gesetzte Texte – derzeit ohnehin nicht sehr en vogue – sind tendenziell schwerer lesbar als gerade.
8. Die Textfarben: Weniger ist mehr
Bunte Texte sind fast immer mühsamer zu lesen als schwarze. Daher Vorsicht bei farbiger Schrift auf Visitenkarten, denn hier ist die Schrift in der Regel ohnehin schon sehr klein, und gerade helle Farben können ein Problem sein. Edel und elegant wirkt jedoch grauer Text – aber gut lesbar ist er nur, wenn er wirklich scharf und nicht grob gerastert ist. Im Idealfall sollte eine graue Sonderfarbe im Vollton (ungerastert) verwendet werden.
Wenn Sie in Ihrem Corporate Design Sonderfarben verwenden, die im Digitaldruck nicht reproduziert werden können (z. B. Leucht- oder Metallic-Farben), kommt noch ein Stolperstein hinzu: Die variablen Texte (also alles, was sich von Karte zu Karte ändert, wie natürlich Name, E-Mail, Telefonnummer etc.) sollten wenn möglich NICHT in dieser Sonderfarbe vorgesehen sein. Denn falls doch, wird die Nachproduktion einzelner Visitenkarten-Pakete wegen der Umrüstkosten der Maschinen überproportional teuer.
9. Die Hintergründe: Achten Sie auf das Kleingedruckte!
Voll im Trend liegen derzeit vollflächig – pur einfarbig oder mit einem Bild – bedruckte Rückseiten, auf denen oft entweder das Logo (z. B. negativ in Weiß) oder eine Webadresse prangt. Für derartige Designs sind Farbflächen optimal. Weniger gut eignen sie sich als Hintergrund für kleine Texte – besonders, wenn der Kontrast gering ist. Total unleserlich ist z. B. graue Schrift auf rotem Grund oder weißer Text auf einem unruhigen Fotohintergrund.
Hier ist es auch schon ziemlich mühsam, Namen und Funktion zu entziffern:
10. Das Logo: Respektabstand, bitte!
Wie groß Sie Ihr Logo auf die Visitenkarte setzen, hängt unter anderem davon ab, wie detailliert es ist: Enthält es Text oder eine Byline, die man noch lesen können muss, ist falsche Bescheidenheit fehl am Platz. Einfache Logos ohne Text wirken hingegen meistens um so edler, je kleiner sie auf der Visitenkarten platziert werden. Viele Corporate-Design-Handbücher widmen sich dem Thema Logo-Position mit großer Hingebung, und das nicht ganz zu Unrecht. Wenn Sie dort keine Regeln finden, sollten Sie aber auf jeden Fall einen Grundsatz beherzigen: Das Logo braucht Luft zum Atmen, sorgen Sie also für den nötigen Respektabstand aller anderen Elemente.
Hier ein Negativbeispiel:
11. Die Veredelungen: Der Spagat zwischen Kreativität und Kosten
Ein erfreulicher Trend bei Visitenkarten ist der Trend zu luxuriösen Veredelungen: Lack, Blindprägung, Folienheißprägung, Folienkaschierung, Farbschnitt, Stanzung, abgerundete Ecken und vieles mehr ist möglich, aber viele Einfälle werden durch hohe Produktionskosten gebremst. Der Spagat zwischen Kreativität und Kosten lässt sich aber schaffen, wenn man früh genug mit dem Visitenkarten-Hersteller spricht und sich eingehend beraten lässt. Denn manche Veredelungen wie z. B. lackierte Logos lassen sich über Vordrucke gut realisieren, andere wie z. B. individuell geprägte Namen sind sehr teuer und zeitaufwändig. Noch komplizierter wird es, wenn Sie verschiedene Techniken kombinieren wollen. Daher nochmals der Tipp: Beziehen Sie möglichst früh den Produzenten ein!
12. Das Papier: Dick, dicker am dicksten?
Wer hat die Dickste? Die aktuelle Mode bei Visitenkarten kommt ziemlich voluminös daher. Waren bis vor ein paar Jahren noch Visitenkartenkartone von ca. 250g/m2 Standard, sind es heute eher 300 g/m2 – und oft wird auch noch viel dicker aufgetragen. Retro-Freunde lieben zum Beispiel den Buchdruck auf 600 g/m2 starke „Bretter“, mit einem haptisch sehr ansprechenden Tiefprägeeffekt. Auch Karten mit Farbschnitt erfordern, damit der Effekt zur Wirkung kommt, eine dicke Kante. Auch mehrschichtige Papiere liegen im Trend, dabei kann ebenfalls ein Farbschnitt-Effekt erzielt werden, oder zwei verschiedenfarbige Papiere miteinander verleimt. Die extra-dicken Karten mit mehr als 400g/m2 sind in der Herstellung allerdings auch überproportional teuer, weshalb sie größere Unternehmen auch sehr selten verwenden. Und so gut sie sich auch anfühlen – wenn das Visitenkartenetui mit 5 Karten schon aus allen Nähten platzt, ist das auch nicht alltagstauglich. Zu empfehlen und in der Produktion problemlos sind jedenfalls hochwertige Markenkartone in Grammaturen zwischen 250 und 400 g/m2.
Und noch ein Tipp: Ungestrichene Kartone (mit rauer Oberfläche) sind derzeit besonders beliebt. Sie fühlen sich gut an, ermöglichen einen besonders hohen Weißegrad des Papiers und sie sind, bei gleicher Grammatur – auch deutlich steifer als matt oder glänzend gestrichene Kartone.
13. Das Layout: Platz für alle Fälle
Testen Sie Ihr Visitenkartenlayout mit allen nur denkbaren Anwendungsfällen: Funktioniert sie auch mit Namen wie Alexandra-Theresia Unterhochstätter-Schnepfenbrink und der entsprechenden E-Mail-Adresse? Wo kommt bei Bedarf die Privatadresse oder eine zusätzliche Telefonnummer hin? Wie sieht es mit verschiedenen Sprachen, Standorten und Tochterfirmen aus? Für alle Varianten sollte es Platz genug geben – und klare Regeln, die dann auch bei einem Online-Bestellsystem hinterlegt werden können. Je durchdachter das Layout, desto eher kann es im Self-Procurement mit automatischem Satz unternehmensweit eingesetzt werden und desto geringer ist die Zahl der zeitaufwändigen Sonderfälle.
Im folgenden Beispiel ist zwar genügend Platz für sehr lange Namen, für längere E-Mail-Adressen wird es aber eng – Problem sind vorprogrammiert:
14. Der QR-Code: Best of both worlds
Recht lange hat es gedauert, aber nun scheint sich der QR-Code auf Visitenkarten endgültig durchzusetzen. Mit einem kurzen Scan kann der Empfänger alle wichtigen Kontaktdaten in sein Smartphone übertragen, und deshalb lassen immer mehr Unternehmen das quadratische Muster auf die Karte drucken – meistens auf die Rückseite. Doch wozu braucht es dann überhaupt noch Visitenkarten? Wäre es nicht einfacher, den Code direkt vom Display des Gegenübers abzuscannen oder die Daten überhaupt gleich per Bluetooth oder NFC zu übertragen? In Einzelfällen vielleicht – aber gerade bei Meetings ist es noch immer schneller und persönlicher, eine gedruckte Karte auszutauschen. Und schließlich ist die Karte eben mehr als ein Datenträger. Durch ihre optischen und haptischen Eigenschaften signalisiert sie auch Stil und Qualitätsbewusstsein des Gesprächspartners. Der QR-Code ist also so etwas wie Best of both worlds – sie vereint die Vorteile der klassischen Visitenkarte mit der sekundenschnellen Datenübertragung.
15. Das Foto: Hier scheiden sich die Geister
Im Gegensatz zum QR-Code kann man bei Visitenkarten mit Foto derzeit nicht von einem Trend sprechen: Nicht einmal 1 % der von prinux gedruckten Visitenkarten enthalten Portraitfotos des jeweiligen Mitarbeiters. In den USA ist diese Variante nicht selten, bei uns scheint sie vielen etwas zu plakativ. Dezent gestaltet, kann ein Portraitfoto auf der Visitenkarte aber durchaus eine gute Idee sein: Wer z. B. von einer Messe 50 verschiedene Visitenkarten heimbringt, wird dankbar für diese Gedächtnisstütze sein. Voraussetzung ist natürlich, dass von allen Mitarbeitern wirklich gute Fotos gemacht werden. Das Bewerbungsfoto aus der Personalakte wird selten druck- und brauchbar sein – Hände weg!